Zwischenmenschliche Beziehungen, Partnerschaft, Vatersein, Leben in Gemeinschaft – das sind für mich schon immer und nach so vielen Jahren noch immer große Lernfelder. Zum Glück lerne ich gern, und so nehme ich die tagtäglichen Herausforderungen als Gelegenheit, meine Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Verhaltensmuster zu reflektieren und an Alternativen zu arbeiten.
Leider habe ich das alles weder in der Schule noch bei meinem Lehramtsstudium gelernt. In dieser Zeit war mir bereits bewusst, wie ich nicht sein möchte, und ich hatte auch das Glück, einige wunderbare Vorbilder zu haben, aber was sie wirklich anders machen als so viele andere, konnte ich weder genau fassen noch benennen. Und so waren meine Jahre als AHS-Lehrer auch mehr von Experimenten denn von einer klaren Haltung geprägt.
Erst als ich Vater wurde, fand ich in den Büchern von Jesper Juul Antworten auf meine Fragen in Bezug auf Macht, Führung oder Grenzen. Er hat mir geholfen, diese Begriffe positiv zu konnotieren und einen gleichwürdigen, verantwortlichen Umgang mit ihnen zu entwickeln und zu üben. Und üben darf ich auch heute noch…
Einige Jahre später hat mir das Leben einen weiteren Schatz offenbart: das Konsentprinzip, eines der Kernprinzipien der Soziokratie. Begegnung auf Augenhöhe, gemeinsam entwickelte und gemeinschaftlich getragene Entscheidungen – so leben wir es in der Gemeinschaft, deren Teil ich seit 2015 sein darf. Und auch den Konsent gilt es zu erlernen und zu üben.
Elisabeth kenne ich aus der Soziokratieausbildung, und wir haben privat auch einige Berührungspunkte. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, als sie mich gefragt hat, ob wir gemeinsam eine Synthese aus den Ideen und Werten von Jesper Juul und unseren Erfahrungen aus der Soziokratie schaffen wollen. Es war von Anfang an eine wunderbare Zusammenarbeit, inspirieren und kreativ, getragen von genau den Werten, die wir auch vermitteln möchten: Gleichwürdigkeit, Empathie, Achtsamkeit sich selbst und einander gegenüber. Gleichzeitig haben in unserem Austausch auch unsere Unvollkommenheiten und Fehler als Eltern einen Platz.
Je länger wir unseren gemeinsam entwickelten Ansatz mit anderen Menschen teilen und praktizieren, desto mehr Freude habe ich dabei. Ich erlebe die positiven Rückmeldungen, die wiederkehrenden TeilnehmerInnen, unsere wachsende Klarheit im Vermitteln und die Wirkung auf mein eigenes Lernen und Üben. Unsere Workshops und Reflexionsräume sind für mich Gelegenheit, wertvoll für andere zu sein, und zugleich eine Ressource für mich, für mein eigenes Leben und Wachsen.